Der Arbeitskreis Asyl hat zusammen mit JungStil, der Jugendarbeit der Stadt Kitzingen, einen vierstufigen Kurs angeboten. Titel: Ehrenamt stärken – Asylbewerber erfolgreich begleiten.“ Neben Laura Braun haben rund 30 Ehrenamtliche aus dem gesamten Landkreis das Angebot wahrgenommen. „Wir konnten untereinander Kontakte aufbauen“, nennt die 24-Jährige einen Vorteil. „Und wir haben viel für unsere ehrenamtliche Arbeit gelernt.“
Jochen Kulczynski ist Leiter von JungStil und Mitglied des Runden Tisches Asyl. Er hat zweieinhalb Jahre Erfahrung in der Interkulturellen Pädagogik und er hat viereinhalb Jahre im Jugendmigrationsdienst gearbeitet. Als im Spätsommer die Frage auftauchte, wie er und seine Mitarbeiter bei JungStil ihre Kenntnisse möglichst sinnvoll und gewinnbringend in die Flüchtlingsthematik einbringen könnten, zögerte er nicht lange und bot einen vierstufigen Kurs für Ehrenamtliche an. „Unser Ziel muss es sein, dass diese Menschen möglichst lange motiviert bei der Sache bleiben“, sagt Kulczynski. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht.
Mehr als 1100 Asylbewerber sind bereits im Landkreis Kitzingen untergebracht. In Notunterkünften wie im Innopark, in Gemeinschaftsunterkünften wie in Kleinlangheim und in dezentralen Einrichtungen wie sie beispielsweise in Mainbernheim, Enheim oder Obervolkach zu finden sind. Vier hauptamtliche Betreuer stellt die Caritas, in diesem Jahr kommen zwei neue Kräfte hinzu. Im Landratsamt sind fast alle Abteilungen auf die eine oder andere Weise mit der Flüchtlingsthematik betraut. Und dann gibt es ein großes Kontingent an freiwilligen Helfern. Diese drei Gruppen möglichst reibungslos unter einen Hut zu bringen, ist eine Mammutaufgabe. „Aber dringend nötig“, sagt der Sozialpädagoge. „Damit die Ehrenamtlichen motiviert bleiben.“ Die bräuchten unter anderem das Gefühl, Teil eines Teams und eines funktionierenden Systems zu sein.
„Es kann nur miteinander gut laufen“, bestätigt Karin Anger von der Caritas. Die Ehrenamtlichen bräuchten Informationen, Unterstützung und Begleitung von den Hauptamtlichen. Die wiederum seien auf die Arbeit der Ehrenamtlichen angewiesen. Angers Ziel für die nächsten Wochen lautet deshalb: Ein Netzwerk aufbauen, den Informationsfluss verbessern.
Was sich die Ehrenamtlichen am meisten wünschen? Nach dem Ende des Kurses hatten Anger und Kulczynski eine klares Bild: Sie wollen ihre freiwillige Arbeit tun – ohne groß koordinieren oder gar organisieren zu müssen. „Die Rahmenbedingungen müssen stimmen und von den Hauptamtlichen vorgegeben werden“, fordert deshalb Kulczynski. Klare Absprachen sind dafür notwendig. Die Informationen müssen reibungslos fließen. Leichter gesagt als getan.
Laura Braun sieht das ähnlich. „Die Fragen der Ehrenamtlichen ähneln sich“, sagt sie. „Mit einer gelungenen Koordination würde manches effizienter laufen.“ Braun kann sich eine Homepage vorstellen, auf der alle relevanten Themen stichpunktartig erklärt werden: Geburtsurkunde, Aufenthaltsgenehmigung, Arbeitsgenehmigung, Familienzusammenführung und vieles mehr wäre auf einen Klick erklärbar. „So würde man als Ehrenamtlicher auf einen Blick sehen, was alles zu tun ist“, erklärt sie. Ein weiterer Vorteil: Die hauptamtlichen Mitarbeiter in der Caritas oder im Landratsamt müssten nicht mehr die gleichen Fragen hundertfach beantworten. „Das würde allen Beteiligten eine Menge Zeit sparen“, bestätigt Kulczynski.
Der JungStil-Leiter bedauert, dass man für einen Austausch unter den Ehrenamtlichen bislang kaum Zeit fand. Dabei bietet die Caritas bereits seit Sommer des letzten Jahres ein monatliches Ehrenamtscafe im Corlette Circle an, jeden letzten Montag im Monat, ab 10.30 Uhr. Und in den Ortsgruppen finden ebenfalls regelmäßige Treffen statt“, versichert Anger. Außerdem soll in diesem Jahr ein abendlicher Ehrenamts-Stammtisch ins Leben gerufen werden, wo sich freiwillige Helfer und Hauptamtliche austauschen können.
Beim Empfang des Landratsamtes Kitzingen in Iphofen kamen letzte Woche fast 200 Ehrenamtliche zusammen. Für 2016 sind weitere Ortsgruppensprecher-Treffen zur Weitergabe von Infos und für Fragerunden im Landratsamt geplant.