Corona macht vor nichts und niemandem Halt. Auch nicht vor Menschen, die ohnehin Probleme haben. Wie die 90 Frauen und Männer im Kitzinger Notwohngebiet. Zumindest stehen ihnen nun, Dank einer Spende von Apotheker Alexander Hein, Corona-Selbsttests zur Verfügung.
Wo viele Menschen auf engem Raum leben, haben Viren leichtes Spiel. Insofern konnte man von Glück sagen, dass das Notwohngebiet ziemlich lange von einem Corona-Ausbruch verschont blieb. Wie überall, sind in den letzten Wochen aber auch in der Siedlung beziehungsweise der Egerländer Straße mehr Menschen krank geworden. „Bisher konnten die Erkrankten in ihrer Quarantäne gut versorgt werden – über Nachbarn, Ehrenamtliche und auch den Hausmeister“, berichtet Melanie Kühn von der Caritas-Sozialberatung vor Ort. Natürlich hoffe man, dass es keinen flächendeckenden Ausbruch geben wird.
Ein Mittel, um einen solchen zu verhindern, sind freiwillige Selbsttests. „Doch welcher Bewohner kann sich schon einen Selbsttest pro Tag leisten? Da sind einmalig drei Euro schon viel Geld“, gibt Kühn zu bedenken. Sie und ihre Kollegin Nina Becker sind deshalb sehr froh, dass Alexander Hein, Inhaber der Stern-Apotheke Kitzingen, 100 Selbsttests gesponsert hat. Nun können die beiden Sozialpädagoginnen den Bewohnern künftig zumindest dann einen Selbsttest zustecken, „wenn sie Symptome haben oder wenn wir erfahren, dass sie jemanden besuchen wollen“, sagt Nina Becker.
„Corona hat die Kosten für die Menschen, die es ohnehin schwer haben, noch einmal gesteigert“, stellt Melanie Kühn fest. „Und sie werden durch die Krankheit noch stärker ausgegrenzt, als sie es sowieso schon sind.“ Sie gibt ein Beispiel: „Wir haben Menschen hier, die weder lesen noch schreiben können. Manche haben auch kein Internet. Wie sollen die sich online zum Beispiel bei einer Teststrecke anmelden? Oder einen Bescheid vom Gesundheitsamt verstehen?“ Nina Becker ergänzt: „Und einfach zur Behörde hinzugehen, ist auch nicht immer die Lösung. Erstens wurden durch Corona die Sprechzeiten verringert und zweitens wurde vieles digitalisiert, wodurch unsere Klientel noch weiter abgehängt wird.“
Die Wege seien generell weit: sei es zur Teststrecke in Mainbernheim oder zum Freitesten in die Marshall-Hights. „Das sind je drei Kilometer Fußmarsch – und dann auch wieder zurück.“ Nicht jeder sei jung und fit genug, diese Strecke zurückzulegen. Und ein Fahrzeug habe erst recht nicht jeder.
„Umso dankbarer sind wir für Hilfen wie die Selbsttest-Spende“, stellt Nina Becker fest. „Wenn sie getestet sind, ist das für die Bewohner auch eine Beruhigung und es gibt ihnen Sicherheit.“ Zumindest für eine Weile.
Apotheker Alexander Hein sieht das genauso. Er möchte gern dazu beitragen, dass baldmöglichst wieder eine Art Normalität entsteht: „Hauptsache, diese ganze Problematik findet irgendwann mal einen guten Ausgang.“
Diana Fuchs