Alle jungen Menschen sollten die Erfahrung des Zivildienstes machen, sagten Zivildienstleistende beim heutigen Treffen mit Dr. Jens Kreuter, dem Bundesbeauftragten für Zivildienst, im Caritashaus. Neben 21 Zivildienstleistende aus kirchlich sozialen Einrichtungen in der Diözese nahmen auch Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, Caritasdirektor Martin Pfriem, Ordinariatsrat Clemens Bieber, der Vorsitzende des Caritasverbandes, und Klaus Eiteneier, der Regionalbeauftragte für Zivildienst, an dem Treffen teil.
„Wir wollen heute keine Weisheiten von uns geben, sondern hören, was Sie zu sagen haben“, lud Bischof Hofmann die jungen Männer zum Gespräch ein. Zu sagen hatten sie genug, die Erlebnisse aus dem Arbeitsalltag waren für die meisten neu. Die Anwesenden kamen aus der Missionsärztlichen Klinik, der Jugendarbeit, ambulanten Pflege, Behindertenarbeit oder Verwaltungsarbeit.
Gerade im Pflegebereich sind die Belastungen für Zivis enorm. Die Hilfe bei der Körperhygiene, die Essensgabe oder Betreuung schwer kranker oder sterbender Patienten ist nicht jedermanns Sache. „Doch entweder mache ich den Zivi richtig und nehme etwas fürs Leben mit, oder ich lasse es sein“, meinte Johannes Sendelbach, der auf der Station Tanzbär der Missionsärztlichen Klinik im Schichtdienst krebskranke Kinder betreut. Auch sein Zivikollege Andreas Klug war sich sicher, dass er trotz teilweise hoher Belastung hier auch nach seiner Dienstzeit weiter arbeiten könnte. „Ich hätte vorher nie gedacht, dass diese Arbeit auch viel Spaß macht“, meinte er. Leider lasse die ständige personelle Unterbesetzung und der hohe Arbeitsdruck neben der reinen Versorgung der Patienten nur wenig Raum für persönliche Gespräche mit Patienten oder Angehörigen. „Ohne uns würden die ihre Arbeit nicht mehr machen können“, waren sich vor allem die im Pflegebereich eingesetzten Zivis sicher. Kreuter bestätigte, dass tatsächlich viele Dienste im Gesundheitssystem und Sozialbereich zusammenbrechen würden, wenn Beschäftigte im Niedriglohnbereich wie Zivis, Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen oder Praktischen Jahres, (Vor-)Praktikanten oder Ärzte im Praktikum nicht mehr verfügbar wären. „Ist das nicht ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft?“, fragte ein Teilnehmer.
„Nur die Solidarität stützt unsere Gesellschaft“, betonten Clemens Bieber und Bischof Hofmann. Nicht alles sei mit Geld zu regeln. Viele soziale Dienste seien nur ehrenamtlich oder zeitlich befristet als gering entlohnter Solidardienst leistbar. Doch die geringe Entlohnung vieler Sozialberufe ermutige nicht dazu, sie zu ergreifen, waren sich gerade die Pflegezivis sicher. „Immer heißt es: lerne was Gescheites, dann verdienst Du auch was Gescheites. Das Pflegepersonal macht was Gescheites, doch es verdient nicht gescheit“, so ihre Beobachtung. Leider lernten immer weniger Menschen einen Solidardienst kennen und daher den Wert der sozialen Arbeit immer weniger schätzen. Es sei unsolidarisch, wenn große Teile eines Jahrgangs wegen Kleinigkeiten ausgemustert werden. „Aus unserem Sport-Leistungskurs waren es mehr als die Hälfte“, wusste ein Zivi.
Doch ihr Resümee war positiv. Sie alle nehmen persönlich viel mit aus ihrer Dienstzeit, waren sie sich einig. Man bekomme neue Blickwinkel für viele Probleme. Gleichaltrige für ihren Dienst zu begeistern, sei zwar schwer, antworteten sie dem Bischof auf seine Frage, doch ihre Arbeit weiter empfehlen könnten sie alle. Und wer es bereue, sich für seine Dienststelle entschieden zu haben, wollte Kreuter wissen? Niemand.
Die Vermittlungsstelle des Diözesan-Caritasverbandes Würzburg betreut zur Zeit 350 Zivildienstleistende in kirchlich sozialen Einrichtungen in der Diözese Würzburg und der Erzdiözese Bamberg. 299 Dienststellen, die teilweise bis zu zwanzig Zivistellen anbieten, stehen hierfür zur Verfügung. Die meisten Zivis suchen sich ihre Stellen selbst aus. Eine Übersicht gibt es unter www.caritaszivi.de, Tel. 0931/386-66715.