Der Impuls im Wortlaut:
„Aggiornamento“ –
das bekannteste der vielen Worte und Zitate, die Papst Johannes XXIII., der am
3. Juni 1963, also heute vor 52 Jahren verstarb, zugeschrieben bzw. mit seinem
Leben und Wirken verbunden werden.
„Aggiornamento“ – wörtlich übersetzt:
das Heutig-Machen, Aktualisieren.
„Aggiornamento“ – mit diesem Wort
wird insbesondere die Ankündigung Johannes XXIII. zum zweiten Vatikanischen
Konzil am 25. Januar 1959 verknüpft.
„Aggiornamento“ – das Wort hat Geschichte
geschrieben im Bemühen des Papstes, der Kirche im 20. und 21. Jahrhundert ihren
Platz und ihren Auftrag in der Mitte der Welt zuzuschreiben.
„Aggiornamento“ – wird deshalb häufig
bildlich gedeutet: Fenster und Türen der Kirche weit zu öffnen, nicht nur um
frischen Wind, den Geist Gottes, in der Kirche – gerade in der sich nach dem
Zweiten Weltkrieg veränderten Welt – wehen zu lassen, sondern auch um von der
Kirche aus die Frohe Botschaft in die Welt hineinzutragen.
Beim Nachlesen der Ankündigung des Konzils, am Fest der Bekehrung des Apostels Paulus, fällt der – geradezu aktuelle – Satz auf: „Zu allem Unglück … kommt … die Versuchung und Lockung der materiellen Annehmlichkeiten hinzu … Alles dies … lenkt vom Streben nach den höheren Gütern ab, schwächt die Energien des Geistes …“
Deshalb ruft der eigentlich nur als Übergangspapst gewählte Angelo Roncalli als Papst Johannes XXIII. auf zum Aktualisieren, zum Heutig-Machen, des Auftrags der Kirche in der Welt und zum Miteinander der getrennten christlichen Kirchen sowie zum Dialog mit anderen Religionen.
Sein Anliegen kommt auch in dem von ihm überlieferten Zitat
im Blick auf die Kirche zum Ausdruck: „Wir
sind nicht auf der Erde, um ein Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu
pflegen, der von blühendem Leben strotzt und für eine schöne Zukunft bestimmt
ist.“
Die Kirche darf sich nicht selbst genügen und sich nur mit ihren Strukturen
beschäftigen.
Die zahlreichen Herausforderungen des Lebens in der weiten Welt, im Miteinander der Völker, Kulturen, Religionen wie auch in der konkreten Gestaltung des Lebens und des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft machen die Unübersichtlichkeit und Ratlosigkeit vieler Menschen in unseren Tagen deutlich. Sie brauchen Orientierung und Wegweisung.
Die vielen Menschen, die gerne das Angebot hier im Kiliansdom zur Besinnung in der Mittagszeit, auf der Höhe des Tages wahrnehmen, unterstreichen diese Notwendigkeit.
„Aggiornamento“ heißt deshalb in unseren Tagen, dass sich die Kirche nicht zurückziehen und sich auf den binnenkirchlichen Raum beschränken darf, sondern sich öffnen, auf die Menschen zugehen und ihnen hilfreicher Wegbegleiter sein muss.
„Aggiornamento“ – das praktiziert unsere Kirche am morgigen Fronleichnamstag sehr augenfällig. Wir feiern Eucharistie und danken für das Leben, das Gott uns schenkt. Mit diesem Vertrauen im Herzen ziehen wir mit IHM in unserer Mitte durch die Straßen unserer Städte und Dörfer und bitten IHN um SEINEN Segen für die Menschen und für die Welt um uns herum.
„Aggiornamento“ – dabei geht es nie nur um unsere eigene Aktion, sondern vielmehr um SEIN Wirken durch uns in der Welt und unter den Menschen.
„Aggiornamento“ – ist deshalb immer auch die Ausrichtung an IHM und auf IHN hin. Das hat der von Papst Franziskus inzwischen heiliggesprochene Johannes der XXIII. in allem betont. Sein Wort „Der Mensch ist nie so groß, als wenn er kniet“, ist deshalb Einladung, mit der Kirche – wie an Fronleichnam – Gott die Ehre zu geben, IHN um SEINEN Segen zu bitten und aus SEINER Kraft den Menschen in der Welt von heute und von morgen zu einem guten Leben zu verhelfen.