Knapp 5000 junge Menschen erhielten in der 70-jährigen Schulgeschichte die Grundlage für ihre Ausbildung – auch wenn sie in den ersten Jahrzehnten laut Schulordnung keine Hosen tragen durften und ärmellose Kleidung verboten war, wie Manfred Steigerwald, Geschäftsführer der Caritas-Schulen gGmbH, bei der Begrüßung der Gäste in der Aula zum Besten gab und auf die Geschichte von Unterfrankens ältester Fachakademie einging. Eine Einrichtung, die zwar alt, aber nicht in die Jahre gekommen sei, sagte Bürgermeister Dr. Adolf Bauer, der Glückwünsche der Stadt Würzburg überbrachte. „Die Fachakademie ist eine junge Dame mit neuer Kleidung.“ Denn auch, wenn kaum noch etwas an den verheerenden Großbrand von 2011 erinnerte, geriet an diesem Tag nicht in Vergessenheit, dass die Schule einen Schicksalsschlag verkraften musste, bei dem ein Schaden in Millionenhöhe entstanden war und der Unterricht drei Jahre lang ausgelagert werden musste.
Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt
An die Schreckensnacht, verbunden mit Schock und Machtlosigkeit, erinnerte nicht nur Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, sondern auch Schulleiter Thomas Steigerwald. Dankbar ging er auf die enorme Leistung der Feuerwehr ein, die gegenseitige Hilfsbereitschaft innerhalb des Kollegiums sowie die Unterstützung seitens der Caritas-Schulen gGmbH, der die FAKS angehört. „Wir haben alle zusammengearbeitet und zusammengehalten, und ich bin sehr stolz, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein“, sagte der Schulleiter.
Respekt und Ehrlichkeit
Bevor Bischof Friedhelm die renovierten Räumlichkeiten segnete, ging er in seiner Predigt auf die Bedeutung von Tugenden wie Höflichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Ehrlichkeit ein. Diese oftmals als „Sekundärtugenden“ verspotteten Werte seien ein Gewinn für das Zusammenleben. Dabei dürfe es aber nicht bei der Forderung nach mehr Höflichkeit und gutem Benehmen bleiben, sondern es müsse vielmehr um die Grundlage des Lebens und jeglichen Zusammenlebens gehen. „Als die Oberzeller Franziskanerinnen unmittelbar nach dem Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft Sankt Hildegard gründeten und mit der Ausbildung von Erzieherinnen begannen, ging es ihnen nicht nur um gutes Benehmen und Verantwortungsbewusstsein, das sie vermitteln wollten. Vielmehr ging es ihnen um die geistige und geistliche Grundlage für ein Leben, das anderen Menschen mit Respekt und Ehrlichkeit begegnet und somit ein menschenwürdiges und friedvolles Zusammenleben ermöglicht“, betonte Bischof Friedhelm. Anschließend segnete er das Lehrerzimmer, den Eingangsbereich, ein Klassenzimmer sowie den Meditationsraum.
Mehr Wertschätzung nötig
Barbara Stamm, Landtagspräsidentin und zweite Vorsitzende des Caritasverbands für die Diözese Würzburg, gab den zahlreichen Studierenden der FAKS sehr persönliche Worte mit auf den Weg. Als ehemalige Erzieherin und Mutter einer Erzieherin dankte sie den jungen Menschen für ihre Berufswahl. „Es ist wichtig, dass Sie Freude und Erfüllung in Ihrem Beruf finden, denn Sie haben das höchste Gut: unsere Kinder.“ – Auch wenn sie selbst manchmal bezweifle, ob dies allen Außenstehenden ausreichend klar sei. Besonders bei der Wertschätzung in der Gesellschaft und angemessenen Entlohnung gebe es noch Nachholbedarf, betonte Stamm. „Daran müssen wir arbeiten“, sprach sie die Vertreter der Politik an.
Namensgeberin Hildegard von Bingen
Auf die Bedeutung einer angemessenen Bezahlung ging auch Gerhard Merget, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bayerische Fachakademien und Schulleiter der Fachakademie für Sozialpädagogik Aschaffenburg, in seiner Rede ein. Schwester Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, erinnerte in ihren Grußworten an das Wirken von Hildegard von Bingen, der Namensgeberin der FAKS. „Unterstützen Sie die Kinder, aus der Natur zu lernen. Machen Sie ihnen Mut, ihre Kraft zu entfalten“, gab sie den Studierenden mit auf den Weg und überreichte eine Osterkerze und Sonnenblumenkerne an Thomas Steigerwald.
Partnerschule der Wissenschaft
Eine Urkunde erhielt der Schulleiter von Professor Dr. Frithjof Grell von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Der ehemalige stellvertretende Schulleiter der FAKS setzt sich für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Fachakademien ein und zeichnete die Würzburger Einrichtung offiziell als „Partnerschule der Wissenschaft“ aus.
Dank und Festimbiss
Zum Abschluss des Festakts bedankte sich Thomas Steigerwald bei allen Gästen und Festrednern sowie den mitwirkenden Lehrkräften, Schülern sowie Schulchor und Schulorchester, die für den musikalischen Rahmen gesorgt haben, und lud zu einem Festimbiss mit Begegnung und Gespräch.
Im Rahmen der Festwoche veranstaltet die FAKS am Samstag, 21. März, einen Tag der offenen Tür für Interessierte und Ehemalige. Von 10 bis 14 Uhr wartet ein buntes Programm auf die Besucher.