Riedenberg, 25.03.09: Viel politische Prominenz konnte Bauherr Caritasdirektor Martin Pfriem gestern zum Spatenstich der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen in Caritas Kinder- und Jugenddorf St. Anton in Riedenberg begrüßen. Dem widrigen Wetter zum Trotz hatten sich alle Entscheidungsträger, Geldgeber und Planungsfirmen versammelt, um dem 5,2 Millionen Projekt gute Wünsche mit auf den Weg zu geben. Die geplanten Modernisierungsmaßnahmen, die sich bis Juni 2010 hinziehen werden, bezeichnete Pfriem gerade angesichts der Wirtschaftskrise als notwendiges Signal.
Das pädagogische Konzept der vor 41 Jahren gegründeten Jugendhilfeeinrichtung sei immer nach vorne ausgerichtet gewesen, erklärte Einrichtungsleiter Stephan Schilde. Ursprünglich für ca. 200 Kinder gebaut, wohnen heute hier noch 70 Kinder in sieben Gruppen. Weitere zwanzig Kinder werden ambulant betreut. Viele von ihnen haben in ihrer Familie Gewalt oder sexuelle Übergriffe erlebt. Es freue ihn sehr, so Schilde, dass sich jetzt mit der Renovierung der bauliche Zustand an die moderne Pädagogik anpasse.
Bei laufenden Betrieb werden in den nächsten zwei Jahren 18 von 32 Häusern energetisch saniert. Sieben Heim- und zwei Tagesgruppen müssen dann nacheinander umziehen. Dazu gilt es die Fremdübernachtungen bei Gruppenvermietungen zu organisieren - ca. 9.000 sind es pro Jahr. Wärmedämmung und Heizkostenreduzierung seien Ende der 1960er Jahre kein Thema gewesen, erläuterte Ruthard Vogel, Technischer Leiter der SBW, Bauträger- und Verwaltungs-GmbH in Würzburg. Beim SBW liegt die gesamte Planung und Bauleitung. Die Fachplanung übernimmt das Bad Kissinger Ingenieur Büro Helfrich aus, an der Ausführung sind überwiegend Firmen aus der Region beteiligt. Neben einer Wärmedämmung aller Fassaden und Dächer werden auch 16 Badezimmer, alle Fußböden, 478 Fenster und 230 Innentüren erneuert. 18.000 qm³ umbauter Raum würden saniert, so Vogel. Eine Hackschnitzelanlage - allein sie kostet c. 900.000 Euro - wird später pro Jahr ca. 40 Prozent des aktuellen Energiebedarfs von bisher jährlich 250.000 Liter Öl einsparen. Die CO² Einsparung beträgt jährlich ca. 560 Tonnen.
Aus dem laufenden Betrieb und den Pfegesätzen sind diese Baumaßnahmen nicht zu finanzieren. „Doch wo lassen sich in Zeiten der Wirtschaftkrise bessere Zeichen setzen als in der Jugendhilfe“, fragten Dr. Adolf Bauer, Kämmerer der Diözese Würzburg, und Robert Kiesel, Landtagsabgeordneter aus Bad Kissingen und Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesstiftung. Mit zwei bzw. einer Million sind die Diözese bzw. die Landesstiftung wichtigste Geldgeber des Projekts. Ca. 90.000 Euro Zuschuss gibt es vom Technischen Förderzentrum, 280.000 Euro bringt der Diözesan-Caritasverband aus Eigenmitteln auf. Die restlichen 1,9 Mio Euro werden über Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Liga Bank finanziert.
Bundestagsabgeordneter Hans-Josef Fell von den Grünen begrüßte das zukunftsweisende und schöpfungsbewahrende Projekt in der Rhön. „Diese Investition wird es Ihnen überhaupt erst ermöglichen, die Einrichtungen auch in zwanzig Jahren noch zu betreiben“, lobte er die Verantwortlichen der Caritas. Als ausgewiesener Energiepolitiker freute er sich auch darüber, dass die Einrichtung schon im vergangenen Jahr für 300.000 Euro eine 555 qm große Photovoltaikanlage in Betrieb genommen hatte. Deswegen hatte er sich auch für diesen Spatenstich Zeit genommen, obwohl ein Anschlusstermin in Berlin drängelte. Auch Bad Kissingens Landrat Thomas Bold und Riedenbergs Bürgermeister Dr. Robert Römmelt zeigten sich sehr erfreut über diese Investition in ihrer Heimatregion. Für Römmelt ist es ein gutes Zeichen, dass die Caritas auf den Standort Riedenberg setzt und sich hier für die Verlierer der Gesellschaft einsetzt.
Wenn die Sanierung 2010 abgeschlossen ist, werden die Gebäude nicht nur energetisch modernisiert sein, sondern auch optisch. An einem Farbkonzept, das das triste Graubraun der holzverkleideten Betonhäuser verschönern soll, wird jedoch noch gearbeitet.