Würzburg (POW) 3626 Frauen und Männer haben im Jahr 2024 die zehn Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) des Bistums Würzburg zu Beratungsgesprächen aufgesucht. Insgesamt 2126 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren waren in den erbrachten Beratungen mitbetroffen. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht hervor. „Wir sind dankbar, dass wir als Kirche mit der EFL ein Angebot machen können, das mitten im Leben der Menschen steht – zugewandt, offen und unterstützend“, schreiben Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, und Wolfgang Scharl, Leiter des Referats für Ehe-, Familien- und Lebensberatung, im Vorwort.
Krisen und Kriege, politische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheit prägten die heutige Zeit. Sie forderten heraus und führten zu Zukunftsangst und Sorgen. Viele Menschen fühlten sich müde und ausgelaugt. „Gräben innerhalb der Gesellschaft, nicht selten auch innerhalb von Familien, erschweren das Miteinander. Nicht allen gelingt es, unter diesen Bedingungen Beziehungen in Partnerschaft, Familie und im Freundeskreis gut und gelingend zu führen. Viele leiden unter Einsamkeit, die sie krank macht.“ Umso wichtiger seien Orte wie die EFL, an denen Menschen einfach „sein“ dürfen. „Orte, an denen sie mit dem, was sie bewegt, gesehen und ernst genommen werden. Orte, an denen sie dabei unterstützt werden, ihre Beziehungen wertschätzend und konstruktiv zu gestalten.“
Die Beratung steht jedem offen, unabhängig von Konfession, Nationalität, Weltanschauung, Familienstand oder geschlechtlicher Orientierung, betont die EFL auf ihrer Homepage. Am häufigsten nutzten Frauen das Beratungsangebot: 2169 Personen bezeichneten sich als Frauen (60 Prozent), 1449 als Männer (40 Prozent), drei als divers. Bei fünf Personen fehlte die Angabe. 111 Personen nutzten die Onlineberatung. Die meisten Beratungsfälle wurden in der Region Schweinfurt (1178) bearbeitet, gefolgt von Aschaffenburg (1094) und Würzburg (984). Insgesamt wurden 13.537 Beratungsstunden geleistet. Im Vordergrund standen Paarberatung (50 Prozent) und Einzelberatung (47,8 Prozent). 91 Prozent der Beratungen fanden in Präsenz, vier beziehungsweise drei Prozent als Telefon- oder Videoberatung und knapp zwei Prozent als Onlineberatung per Chat oder E-Mail statt. Im Berichtsjahr wurden insgesamt 1923 Fälle abgeschlossen. 70 Prozent der Beratungsfälle wurden nach fünf oder weniger Kontakten beendet. 67 Prozent der Klienten waren zwischen 30 und 59 Jahre alt. 15 Prozent waren älter als 60 Jahre und 7,4 Prozent jünger als 30 Jahre. Elf Prozent machten keine Angabe.
Ein wichtiger Punkt war die Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei einem Fachtag zum Thema Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Kontext von EFL-Beratung befassten sie sich unter anderem mit Begriffsklärungen sowie der geschichtlichen Entwicklung und Gesetzeslage, setzten sich mit Diskriminierungsstrukturen auseinander sowie mit konkreten Erfahrungen queerer Menschen, etwa in Zusammenhang mit ihrem Coming-out-Prozess. Seit März 2024 übernimmt die EFL zudem die Aufgabe der Erstinformationsstelle für Betroffene, die als Minderjährige oder als schutz- oder hilfebedürftige Erwachsene sexuellen Missbrauch im kirchlichen Kontext der Diözese Würzburg erfahren haben.
Sprache soll kein Hindernis sein. So bietet beispielsweise die Beratungsstelle Aschaffenburg Beratung auf Englisch, Französisch und Spanisch an, zudem können ein Übersetzer oder eine Übersetzerin hinzugezogen werden. In der Beratungsstelle Schweinfurt gibt es kultursensible Beratung auf Türkisch. Die Beratungsstelle Würzburg bietet unter anderem Beratung in der Justizvollzugsanstalt Würzburg sowie für Menschen mit Hörbeeinträchtigung an.
Die EFL ist mit zehn Beratungsstellen in der Diözese Würzburg vertreten: Beratungsstelle Aschaffenburg mit den Nebenstellen Alzenau und Miltenberg, Beratungsstelle Schweinfurt mit den Nebenstellen Bad Kissingen, Bad Neustadt und Haßfurt sowie die Beratungsstelle Würzburg mit den Nebenstellen Lohr am Main und Kitzingen. Mit rund 1,6 Millionen Euro trug die Diözese Würzburg 80 Prozent der Kosten für die Beratungsstellen. Der Freistaat Bayern gab 190.179 Euro an Zuschüssen (zehn Prozent), die Kommunen und Kreise 159.990 Euro (acht Prozent). Die Spenden von Klienten betrugen rund 39.400 Euro (zwei Prozent).
Erhältlich ist der Jahresbericht 2024 im Internet unter www.eheberatung-wuerzburg.de.
(2925/0763; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen:Foto abrufbar im Internet