Sie haben so einiges durchgemacht im Laufe von Jahren, wollen sich nicht verstecken, sondern ihre Lebensgeschichten, die nicht selten Leidensgeschichten sind, interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern anbieten. „Wir reden und mutmaßen zu viel über die Frauen und Männer am sogenannten Rand der Gesellschaft, statt mit ihnen zu sprechen“, sind sich die Organisatoren des Projektes livebooks einig. Bernhard Christof, Barbara Stehmann und Alicia Kühn haben die lebendigen Bücher von livebooks an diesem Freitag im Mai ins Würzburger Caritashaus eingeladen. Durch die zwei Jahre andauernde Corona-Pandemie konnten einige Veranstaltungen nicht in gewohnter Weise stattfinden, weshalb das Projekt durch die Corona-Lockerungen nun wieder in vollen Zügen durchstarten werde, heißt es in der Runde einander vertrauter Gesichter.
Für diesen Start könnte auch der Film von Yasmin Hemmerich hilfreich sein. Die angehende Mediengestalterin ist mit viel Technik ebenfalls ins Caritashaus gekommen, um Szenen einzufangen und Interviews mit den Akteurinnen und Akteuren von livebooks zu führen. „Der Film ist eine Abschlussarbeit im Rahmen meiner Ausbildung zur Mediengestalterin“, sagt Hemmerich und ergänzt, dass er doch noch viel mehr sei. „Mich fasziniert das Projekt und seine Menschen.“ Durch ihren Sender sei sie als Tonassistentin während eines Drehs auf livebooks aufmerksam geworden. „Ich kam mit den Betroffenen und dem Team ins Gespräch und bin bis heute angetan vom wertschätzenden Miteinander“, sagt Hemmerich.
Wie in einer Bibliothek bieten sich die Frauen und Männer als lebendige Bücher an. Was heißt es, auf der Straße leben zu müssen? Wie gelingt der Ausstieg aus der Alkoholsucht? Wie fühlt sich Ausgrenzung aufgrund einer psychischen Belastung an? „Wir freuen uns, wenn wir merken, dass sich Menschen wirklich für uns und unsere Geschichte interessieren und zuhören“, sagt Daniela, die von Anfang an beim Projekt dabei ist. Sie sei mit livebooks unter anderem bei der Bereitschaftspolizei und beim Bildungszentrum der Caritas-Don Bosco gGmH gewesen, um dort mit den jungen Leuten zu sprechen und sie zu sensibilisieren. „Wir wollen die Kooperationen ausbauen und in Schulen gehen“, betont Pädagogin Barbara Stehmann und verweist auf einen weiteren Schwerpunkt für das Jahr: Depressionen, „die gesellschaftlich nach wie vor tabuisiert sind.“
Das Projekt livebooks ist eine Initiative des Fördervereins Wärmestube e. V. und wird durch den Caritasverband für die Diözese Würzburg unterstützt.
Ansprechpartnerin
Alicia Kühn
E-Mail: aliciakuehn.livebooks@gmail.com
Sebastian Schoknecht