Ihre Aufgabe ist es, den Menschen beim Helfen zu helfen: Seit fünf Jahrzehnten sorgt die Mitarbeitervertretung (MAV) im Würzburger Diözesan-Caritasverbands für gute Arbeitsbedingungen. Dass es dabei um viel mehr als Dienstzeiten und Tariflöhne geht, zeigte die Jubiläumsfeier am Dienstag. Ganz im Sinne der besonderen Dienstgemeinschaft im Haus begingen Mitarbeiter und Leitung des Diözesanverbands diese gemeinsam.
Die Bedeutung der guten Gemeinschaft betonte auch die MAV-Vorsitzende Beate Fleischmann. „Die Dienstgemeinschaft steht und fällt mit den handelnden Personen“, sagte sie dabei mit Blick auf das Zusammenwirken der Mitarbeitervertreter mit dem Dienstgeber. Und dieses sei im Caritasverband für die Diözese Würzburg in der Regel sehr konstruktiv.
"Die Caritas ist kein Sozialkonzern"
Ähnliche Töne kamen auch von der „anderen Seite“. Dem Vorsitzenden des Verbands, Domkapitular Clemens Bieber, sei es wichtig, die Dienstgemeinschaft tatsächlich als eine Einheit zu verstehen, sagte er anlässlich der Feierstunde vor den Mitarbeitern. So hätten die Menschen auf den unterschiedlichen Ebenen zwar unterschiedliche Aufgaben, alle gemeinsam aber die gleiche Verantwortung. Die Caritas sei schließlich kein profitorientierter Sozialkonzern, sondern eine Gemeinschaft von Menschen, die sich aus ihrem Glauben heraus in den Dienst am Nächsten und der Welt stellen, so Bieber. Dankbar sei er der MAV besonders dafür, dass sie in den Gesprächen mit der Verbandsleitung nicht in erster Linie für Einzelinteressen kämpfe, sondern einen weiten Blick wahre und aus dieser Haltung auch schwierige Entscheidungen mittrage.
Dass es trotz des betonten Gemeinschaftsstrebens gute Gründe für eine organisierte Mitarbeitervertretung gibt, erklärte die Vorsitzende Fleischmann so: „Unsere Hauptaufgabe ist es, sicherzustellen, dass die Mitarbeiter alle gleich behandelt werden.“ Konkret bedeute das etwa, bei Neueinstellungen auf die korrekte tarifliche Eingruppierung zu achten. Und das durchaus mit Erfolg: Insbesondere die Verwaltungsmitarbeiter seien heute in der Regel bessergestellt als früher, sagte Fleischmann, die seit 2001 die Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen vertritt. In dieser Funktion sehe sie sich als „Mittler und Puffer“ zwischen Mitarbeitern und Verbandsleitung. Natürlich gehe es dabei nicht immer völlig reibungsfrei zu. Dennoch sei die Arbeit in der MAV eine Bereicherung. „Ich habe das Gefühl, dass ich hier im Haus etwas bewirken kann“, so die Vorsitzende.
MAV-Arbeit aus christlicher Überzeugung
Ähnlich sieht es Rainer Jäckel, der ebenfalls seit vielen Jahren in der MAV wirkt. Der Sozialarbeiter, der in der Asylsozialberatung der Caritas tätig ist, sehe sich auch als eine Art „Sozialarbeiter im Betrieb“. Für Jäckel bestehe eine Kernaufgabe der MAV darin, die Dienstgemeinschaft nicht nur einzufordern, sondern vor allem auch selbst zu leben. Das bedeute, dass in den Verhandlungen mit dem Dienstgeber zwar auch gerungen werde – aber immer mit Verständnis für die Position der Gegenseite; „nur so kann ich arbeiten“, sagte Jäckel. Und obwohl Jäckel und seine Kollegen in der MAV oft konkrete Anliegen von Mitarbeitern vertreten, erwarte er dafür nicht ebenso konkrete Gegenleistungen. „Ich erwarte auch von meinen Klienten in der Sozialberatung keine Dankbarkeit“, sagte er. „Ich mache das als Christ ja gerne.“
Dass die Leitung des Caritasverbands ihrerseits die Arbeit ihrer Mitarbeiter nicht als Selbstverständlichkeit verstanden wissen will, machte sie zum Jubiläum der MAV auch symbolisch deutlich. Es sei „fürwahr ein starker Termin“, den man für die 50-Jahr-Feier gewählt hatte, erklärte der Vorsitzende Bieber in seinen abschließenden Worten. Der Gedenktag der Heiligen Elisabeth von Thüringen, den die Kirche am 19. November begeht, passe besonders gut zum Dienst der Mitarbeiter im Caritasverband. Die Lebensgeschichte der Heiligen sei schließlich ein unvergessliches „Zeugnis für den selbstlosen und absichtslosen Dienst am Mitmenschen“, so Bieber. In Anlehnung an das legendäre Rosenwunder der Heiligen Elisabeth habe er daher mit Caritasdirektorin Pia Theresia Franke ein persönliches Dankeschön für alle Mitarbeiter mitgebracht: eine rote Rose.
Kilian Martin