Aufgeschlossen und freundlich, meistens mit einem Lächeln im Gesicht und strahlenden Augen, so beschreiben Menschen ihre Begegnungen mit Angelika Blenk. Pessimismus sei nie eine Option für sie gewesen, auch wenn es große Herausforderungen im Berufsalltag gegeben habe, meint Blenk. „Im Rückblick muss ich sagen, dass mich die gute Arbeitsatmosphäre bei der Caritas immer getragen hat. Wir haben viel gemeinsam gemacht, was weit über den Dienst hinausging. So etwas sorgt für Zusammenhalt und Motivation.“ Eine wichtige Rolle habe dabei auch der Caritas-Chor gespielt, dem sie seit dessen Gründung 1982 angehört habe.
Der Sprung ins kalte Wasser
„Ich kam frisch von der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt“, erinnert sich Blenk. Dort habe sie in den Jahren 1975 bis 79 Soziale Arbeit studiert. „Eigentlich sollte ich am 1. September 1979 bei der Caritas starten, aber die Kontingentflüchtlinge aus Vietnam kamen schon früher in ihrer Unterkunft in Münnerstadt an. Also begann ich zum 1. August im ehemaligen Kloster der Augustiner.“ Das sei eine andere Zeit gewesen. „Mit den Boat People kamen nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals wieder richtig viele Flüchtlinge nach Deutschland. Die Menschen haben sich solidarisiert, die Flüchtlinge herzlich aufgenommen, und die Caritas hat den Männern und Frauen aus Asien geholfen, Heimat zu finden.“ Eine echte Willkommenskultur sei das gewesen.
IN VIA Caritas-Fachverband für Mädchen- und Frauensozialarbeit
Drei Jahre später habe sie beim Fachverband IN VIA Würzburg begonnen. „Meine Schwerpunkte in den 1980er Jahren waren aufgrund des Stellenzuschnittes neben IN VIA die Jugendsozialarbeit und das Raphaelswerk.“ Damals, so Blenk, habe die Caritas noch Menschen beraten, die auswandern wollten. „Viele gingen in die USA oder nach Australien.“ Das habe sie dann aber abgegeben. Überhaupt, so Blenk, habe sich in den zurückliegenden Jahrzehnten sehr viel verändert. Blenk erinnert sich an alte Kolleginnen und Kollegen und an manche Umstrukturierung, die sie bei Kirche und Caritas miterlebt habe. „Wo heute in der Sterngasse 16 ein Teil des Bischöflichen Ordinariats zu finden ist, war früher die Caritas. In der Franziskanergasse wurde noch gedruckt.“ Neue Aufgaben seien für die Caritas hinzugekommen, manches Arbeitsfeld sei weggefallen.
Anfangs war IN VIA fester Bestandteil der Abteilung Soziale Dienste im Diözesan-Caritasverband. „Seit 1983 war ich Geschäftsführerin von IN VIA - Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit. Zu unserem Verband gehört auch das Haus St. Lioba am Berliner Ring. Die Einrichtung diente seit 1954 Mädchen und jungen Frauen als Wohn- und Ausbildungsstätte“. Bis 2007 wurde das Haus durch Benediktinerinnen von Steinerkirchen geleitet. Als die Ordensfrauen zurück nach Österreich gingen, habe man sich um weltliche Führungsstrukturen bemühen und das Haus auf neue inhaltliche und finanzielle Füße stellen müssen. „Das war eine der größten Herausforderung während meiner Dienstzeit als Geschäftsführerin von IN VIA“.
Seither ist der Fachverband auf einem guten Weg zu mehr Eigenständigkeit. „Nach der Renovierung wird die Geschäftsführung, die bislang in der Franziskanergasse ihr Büro hatte, ebenfalls ins Haus St. Lioba umziehen.“ Aber IN VIA sei mehr. Zum Verband gehören neben dem Jugendwohnen und den Jugendhilfegruppen die Bahnhofsmission in Schweinfurt und die Bereiche Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), die Arbeit mit Migrantinnen und die Frauenberatung. Heute habe der Würzburger Verband 30 Mitarbeiterinnen, so Blenk.
Die Zeichen der Zeit erkennen
„Wir versuchen stets, die Zeichen der Zeit zu erkennen“, sagt Angelika Blenk und berichtet beispielhaft über die ersten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. „Die kamen schon 2013 und nicht erst 2015, wie viele meinen. Uns war klar, dass die Mädchen besonderen Schutz und Förderung brauchen.“ Heute gehe es vor allem um Integrationsangebote und Vernetzung für Frauen mit Migrationshintergrund.
„IN VIA selbst ist auf Landes- und Bundesebene gut vernetzt. Wir tauschen uns mit Kolleginnen aus und sind verbunden mit anderen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe in Unterfranken. Ich halte das nach wie vor für wichtig, um gemeinsam etwas für Mädchen und Frauen zu bewegen“, so Blenk. Es gehe darum, für die Gegenwart und Zukunft zu schauen, was weiterhilft. „Wir bilden schon lange keine Mädchen mehr in Hauswirtschaft aus. Alles hat eben seine Zeit. Heute geht es um eine fachlich gute Begleitung, damit Mädchen und Frauen auch unter schwierigen Bedingungen ihren Weg machen können.“ Die Idee von IN VIA habe sich in mehr als einhundert Jahren Vereinsgeschichte gar nicht groß geändert, nur die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen.
Alles Gute für die Zukunft
„IN VIA ist auf einem guten Weg und hat Zukunft“, ist sich Blenk sicher. Ihrer Nachfolgerin im Amt, Martina Fallmann, die sie bereits eingearbeitet habe, wünsche sie Gelassenheit und ein gutes Gespür dafür, was dran ist. „Ich selbst freue mich auf mehr Zeit für meine Familie, besonders mit meiner Enkelin.“ Und dann sei da noch das Ehrenamt in der Pfarrei, das sie auf jeden Fall weiterhin begleiten möchte, da ihr eine lebendige Gemeinschaft vor Ort wichtig ist. „Da lasse ich mir den Optimismus nicht nehmen“.
Sebastian Schoknecht