Das von den Berufspraktikanten gewählte Motto lautete „Lass dein Maß die Liebe sein“. Fachakademiedirektor Dr. Peter Müller ging in seiner Rede auf diesen hohen Anspruch in Verbindung mit dem Fachkräftemangel ein. So stelle dieser Mangel für die Absolventinnen eine große Arbeitsplatzsicherheit dar. Dies ist in Zeiten von hohem technologischem Wandel und damit verbundenem Arbeitsplatzabbau ein hohes Gut und ein wertvolles Maß. Der Maßstab Sicherheit könne aber für sozialpädagogische Fachkräfte nicht der alleinige sen. Bedingt durch den Fachkräftemangel herrscht in den Einrichtungen eine enorme Belastung. Was, so Müller, bedeute dann „Lass dein Maß die Liebe sein?“ Hierfür ließen sich keine pauschalen Antworten finden. Wichtig sei ein unverstellter Blick auf die Wirklichkeit. Seine Stärken tatkräftig einzubringen, aber auch mutig zu benennen, was nicht machbar ist und seine Grenzen zu akzeptieren. Schwierig sei dies auch deshalb, weil es zunehmend mehr Menschen gäbe, die nur ihre eigene Perspektive gelten lassen. Solche „Ich-linge“ seien laut Müller „Wirr-linge“, weil sie die Balance zwischen Ich und Du, zwischen Individualität und Sozialität verloren hätten. Wenn man aber den Maßstab Liebe anlege, dann stehe dahinter ein Humanismus, der ein Grundvertrauen in unsere Welt und deren demokratische und menschliche Gestaltung zum Ausdruck bringt. Er nannte dies einen Humanismus mit einem Plus davor. Dieses Vertrauen, habe er bei den Studierenden in der Ausbildung immer wieder gespürt. Er forderte sie auf an diesem Vertrauen immer wieder zu arbeiten und sich für die Entwicklung einer humanen Welt mit allen Kräften einzusetzen. „Lasst Euch nicht entmutigen. Euer Beruf ist phantastisch, ihr könnt viel bewegen!“
Der Geschäftsführer der Caritasschulen gGmbH, Rudolf Hoffmann, verwies in seiner Rede auf den großen Bedarf an Erzieherinnen und Erzieher und auf die erhöhte Ausbildungskapazität. Sie konnte in diesem Jahrgang um rund 25 % gesteigert werden. 16 der 84 Absolventen waren Studierende des Modellprojekts OptiPrax, das Abiturienten eine verkürzte Erzieherausbildung ermöglicht. Dieser Schulversuch startete 2016 und schloss 2019 erfolgreich ab. Auch im neuen Studienjahr wurde ein solcher Ausbildungsgang installiert und konnte genügend Bewerberinnen und Bewerber finden. Der große Bedarf an Erzieherinnen und Erzieher hätte dazu geführt, neue Bewerbergruppen anzusprechen. Der Abschluss des ersten Jahrgangs OptiPrax sei hierfür der Beleg. Er dankte Schulleitung und Kollegium für diesen vermehrten Einsatz. Hoffmann machte aber auch deutlich, dass es Grenzen der Kapazitätserweiterungen gäbe. So sei nicht jeder Bewerber für diesen Beruf geeignet und die Konkurrenz im Blick auf andere Ausbildungsmöglichkeiten sei groß.
Landrat Dr. Ulrich Reuter ging in seinem Grußwort auf die bleibende Verantwortung des Landkreises Aschaffenburg für die Erzieherausbildung ein. Er betonte die gute Kooperation zwischen Schulleitung und Caritas-Schulen.
Im Anschluss daran würdigten Diplomtheologe Tobias Benzing und der Schulleiter Dr. Peter Müller die 19 Absolventen der religionspädagogischen Zusatzqualifikation. In ihrer zusätzlichen Prüfung und in ihrem zusätzlichen Engagement hätten sie verdeutlicht, dass der Satz „Lass dein Maß die Liebe sein“ eine zutiefst christliche Herausforderung und zugleich Zusage ist. Einzelne Absolventen verdeutlichten in sehr bewegenden Worten, wie und wo dieser Maßstab für sie zu einem Ort der Erfahrung Gottes wurde.
Dr. Peter Müller, Fachakademiedirektor