Am Tag der Frankenapostel verabschiedete Maria Bildhausen seinen langjährigen Seelsorger Pater Gottfried Scheer von der Herz-Jesu-Provinz der Pallottiner. Einen Nachfolger wird es nicht geben. Das hat der Würzburger Diözesanbischof Franz Jung entschieden. Dafür übernimmt Maria Krines als Gemeindereferentin die seelsorgliche Betreuung der behinderten Menschen im Dominikus-Ringeisenwerk Maria Bildhausen. Domkapitular Clemens Bieber verglich beim Abschiedsgottesdienst Pater Scheer mit dem Frankenheiligen Kilian, der als Missionar den Menschen von Gott erzählte. Genau solch ein Missionar sei auch Pater Gottfried Scheer in Maria Bildhausen in den vergangenen sieben Jahren gewesen. Im Vertrauen auf Gott sei er gekommen und in diesem Vertrauen gehe er nun im Ruhestand neue Wege, um in der Nähe seiner Heimat in Ebern, die Frohe Botschaft zu verkünden.
Gottesdienst im Abteigarten
Rainer Waldvogel, Gesamtleiter des Dominikus-Ringeisenwerks in Maria Bildhausen freute sich, dass man im Abteigarten die Möglichkeit gefunden hatte in Zeiten der Corona-Pandemie die einzelnen Gruppen der Einrichtung so unterzubringen, dass sie gefahrlos den Gottesdienst mitfeiern konnten. Sein Dank galt Domkapitular Clemens Bieber, der aus Würzburg gekommen war, sowie denjenigen, die die Abschiedsfeier vorbereitet und mitgestaltet haben. Gemeindereferentin Maria Krines erinnerte an so manche Begebenheit mit Pater Gottfried Scheer. Mit den Heimbewohnern in Maria Bildhausen habe er viele Gottesdienste gefeiert, die Menschen gesegnet mit ihnen gelacht und getrauert. In Erinnerung sei seine Herzlichkeit. Nie habe er einen Geburtstag oder Namenstag vergessen. „Du hast dich den Menschen zugewandt, denn sie sind dir sehr wichtig,“ sagte Maria Krines. Viel Herzblut habe er in sein Wirken gesteckt, das zeigte sich auch bei ihrer Einarbeitung. Pater Scheer habe Gott den Menschen nahe gebracht. Erinnert hat sie aber auch den Franken- und FCN-Fan Gottfried Scheer. Das zeigte, dass ihm die Heimat und die Menschen, die hier leben wichtig sind.
Nah bei den Menschen sein
„Jetzt darf oder soll ich gehen,“ sagte Pater Scheer in seiner Abschlusspredigt und erwähnte das Psalmwort „Befiehl dem Herrn deinen Weg, es wird gut werden im Willen Gottes.“ Das sei für ihn immer auch ein Halt und eine Hoffnung gewesen, so auch jetzt. Im August verläßt Gottfried Scheer Maria Bildhausen und zieht nach Ebern, ganz in die Nähe seiner Heimat am Staffelberg und Vierzehnheiligen in den „Herrgottsgarten am Obermain.“ An besondere Erlebnisse in Maria Bildhausen erinnerte der Geistliche. In Erinnerung sei ihm eines aus den Anfangstagen, als ein Bewohner sagte: Ich glaube der Pater mag mich. Da habe er erkannt, auf was es ankommt: Jeder Mensch müsse wissen und spüren: Ich mag dich, ich freue mich über ihn, schön, dass du da bist.“ Es habe sich aber auch gezeigt, dass es seine Zeit braucht, bis Menschen Vertrauen zueinander gefasst haben. In Maria Bildhausen sei es ein herzliches Verhältnis gewesen und diese Erinnerung nehme er mit in seinen neuen Wirkungsbereich. Für ihn sei es ein Neuanfang, bei dem immer wieder für ihn des Psalm „Befiehl dem Herrn deinen Weg,“ im Mittelpunkt steht. „Ich möchte heute dem lieben Gott, aber auch jedem einzelnen von Euch Dank sagen.“ Im Vertrauen auf Gott und seine Liebe bleibe man verbunden.
Auf den Abschied waren auch die Fürbitten abgestimmt, die Erika Pascher vortrug. Man sagte Dank für die liebevolle Seelsorge von Gottfried Scheer in Maria Bildhausen und bat, ihn auch weiter zu beschützen. „Erhalte Pater Scheer die Freude auch an seinem neuen Wohnort und lass ihn Gemeinschaft erfahren.“ In seinen Abschiedsworten erinnerte Domkapitular Clemens Bieber an das Jahr 2013, als Pfarrer Liebelein in den Ruhestand ging und man sogar eine Annonce im bayerischen Klerusblatt aufgegeben hatte, um einen Nachfolger zu finden. „Da bist Du uns zugeflogen und hast mit großer Freude die Aufgabe übernommen.“ Gottfried Scheer sei es wichtig gewesen, nah bei den Menschen zu sein. In kurzer Zeit habe er jeden einzelnen gekannt und sich besonders auch den Ministranten gewidmet. So gelang es ihm Dankurkunden des Bischofs für seine Ministranten zu bekommen. Er habe Menschen zum Leben ermutigt, eine wichtige Aufgab eines Seelsorgers. Der Domkapitular sagte, dass es ihm persönlich wichtig war, zur Verabschiedung nach Maria Bildhausen zu kommen. Dafür habe er einen anderen Termin abgesagt.
Netze der Nächstenliebe knüpfen
Überreicht hat er eine Dankurkunde von Bischof Franz Jung. Darin verweist dieser auf ein Wort der deutschen Bischöfe: „Inmitten aller Veränderungsprozesse in unserem Land und unserer Kirche bilden die vielen Initiativen und Dienste des Liebeshandelns der Kirche ein Netzwerk der helfenden Hände und der Caritas.“ Pater Gottfried Scheer habe durch sein Engagement der Caritas in der Diözese insbesondere für Menschen mit Behinderungen dazu beigetragen, diese Liebe zu verbreiten und Netze der Nächstenliebe zu knüpfen. Ein persönliches Geschenk hatte Domkapitular Clemens Bieber noch mitgebracht, ein Bronzerelief, das den Fischfang der Jünger auf dem See Genezareth zeigt. Das passe sehr gut zu Pater Scheer. Wie Jesus habe auch er die Menschen ermutig und dies, wie die Jünger, im Vertrauen auf Gott.
Rainer Waldvogel erinnerte an eine persönliche Begegnung mit Pater Scheer vor sieben Jahren, die dazu führte, dass er sich für Maria Bildhausen entschied. Dadurch war der Konvent der Schwestern gesichert, da Pater Scheer die Aufgabe des Hausgeistlichen übernommen hatte. Den Heimbewohnern sagte Rainer Waldvogel: „Wir alle wissen, wie sehr Gottfried Scheer euch alle liebt.“ In Maria Bildhausen gehe man nun neue Wege, ohne einen Geistlichen. Als Geschenk hatte der Gesamtleiter ein Buch mitgebracht, das die Heimbewohner und die Betreuer von Maria Bildhausen mit Bildern und Texten gestaltet hatten. Zu lesen ist dort unter anderem „Abschied bedeutet auch, sich auf die nächste Begegnung zu freuen.“ Das gelte auch für Pater Gottfried Scheer, den Rainer Waldvogel als Optimist und einen Menschen, der Freude am Leben hat, bezeichnete. Mit dem Buch wolle man sagen: „Vergelt's Gott Pater Scheer für das großartige Wirken in Maria Bildhausen und für die Liebe, die du uns entgegen gebracht hast.“ Überreicht hat der Gesamtleiter außerdem noch einen Korb mit fränkischer Brotzeit und Produkten aus Maria Bildhausen.
Hanns Friedrich