Was landauf, landab in den Familien zur Herausforderung wird, stellt auch die unterfränkische Jugendhilfe vor neue Aufgaben. Die Kinder und Jugendlichen, etwa aus dem Goldenen Kinderdorf in der Würzburger Keesburg, aus Maria Schutz in Grafenrheinfeld, aus dem Antonia-Werr-Zentrum in Kolitzheim oder dem Caritas Kinder- und Jugenddorf St. Anton in Riedenberg (Rhön) gehen nicht mehr in die Kita oder zur Schule und werden ausschließlich in ihren Häusern betreut. Auch Besuche von draußen sind durch das verordnete Betretungsverbot nicht mehr möglich. „Das stellt die Einrichtungen, die Menschen, die dort leben und arbeiten, vor große Herausforderungen“, so Sabrina Göpfert, Fachbereichsleitung „Jugend und Familie“ im Caritasverband für die Diözese Würzburg. Glücklicherweise habe es bislang keine COVID-19-Infektionen gegeben. „Ich bekomme aus den Einrichtungen die Rückmeldung, dass es für diesen Fall bislang keine Schutzausrüstung gebe und niemand so genau wisse, wie damit umzugehen sei.“ In den Einrichtungen der Caritas leben etwa 600 Kinder in ihren Einrichtungen in familienähnlichen Strukturen eng zusammen. „Insgesamt läuft alles gut“, so Göpfert. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind engagiert und kreativ und lassen sich viel einfallen. Ihnen gebühre Dankbarkeit und Respekt.“ Die Kinder, so Göpfert, hätten auch zu Corona viele Fragen und suchten immer wieder das Gespräch mit den Fachkräften und Einrichtungsleitungen.
Zunehmende Notlagen
„Gleichzeitig machen wir uns als Fachleute Sorgen um Kinder und Jugendliche, die bislang ambulant betreut wurden“, sagt Göpfert. Die Beratungsstellen seien auch weiterhin für die Familien telefonisch gut erreichbar. Göpfert: „Leider wird dieses Angebot nicht von allen genutzt. Manche Beratungsprozesse, die auf einem heilsamen Weg waren, wurden mit Beginn der Krise abgebrochen.“ Aus den Erfahrungen in China sei bekannt, dass die vorgeschriebene Isolation in manchen Familien ein erhöhtes Risiko für häusliche Gewalt, Misshandlung und Missbrauch mit sich bringe. „Ich kann den Eltern nur empfehlen, sich an eine der vielen hilfreichen Telefonnummern zu wenden oder im äußersten Notfall die Polizei unter 110 zu kontaktieren.“
Weiterhin für die Menschen da
Inzwischen ist klar, dass die Ausgangsbeschränkungen bis mindestens 20. April Bestand haben. „Die Caritas und ihre Fachverbände werden alles tun, um das stationäre und ambulante Hilfesystem für Kinder- und Jugendliche aufrecht zu erhalten“, versichert Sabrina Göpfert.
Sebastian Schoknecht