Der Bischof wertschätzte die wichtigen Aufgaben der Altenpflege, die die Brüder in der Renaissance-Stadt verrichten. „Sie gehören zu den größten Schätzen, die diese Stadt den alten und kranken Menschen bieten kann“ und er wünschte dem Orden für die Zukunft: „Mögen Sie Neuburg und der Diözese Augsburg noch lange erhalten bleiben!“
Frater Rudolf Knopp sagte in seiner Begrüßung, dass genau auf den Tag vor 400 Jahren die ersten beiden Mönche aus Wien nach Neuburg an der Donau entsandt worden sind, um von hier aus über ganz Bayern den Leitgedanken der Barmherzigen Brüder zu verbreiten: Die Hospitalität. Sie bedeute übersetzt „gelebte Gastfreundschaft“. „Offen sein für die Bedürfnisse und Sorgen der Menschen und sich insbesondere für die Menschen einsetzen, die krank, behindert, alt oder benachteiligt sind“, so hatte der Auftrag damals gelautet. Bis heute hat sich an der Aktualität dieser Sendung nichts geändert. Die Verbindung zu den zentraleuropäischen Provinzen bestehe nach wie vor und so waren zum Start des Jubiläumsjahres auch zahlreiche Mitbrüder gekommen.
Die Mönche damals wussten nicht, so Frater Rudolf, wie sie hier aufgenommen werden, aber sie scheuten sich nicht die Anstrengungen auf sich zu nehmen und am Martinstag des Jahres 1622 konnte dann durch den Wittelsbacher Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1578-1653) in Neuburg an der Donau die Stiftungsurkunde für das Krankenhaus St. Wolfgang unterzeichnet werden.
In seiner Predigt ging Bischof Bertram auf den Lebensweg des Ordensgründers Johannes von Gott (1495-1550) ein. Er lebte in einer Zeit, in der es keinerlei medizinische Versorgung in Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen und Pflegeheimen gab. Der Bischof führte aus: „Johannes von Gott war einer der Ersten, der auch in äußerlich gebrochenen Menschen erkannte, dass ihnen die Würde der Gottebenbildlichkeit zukommt und sie der Augapfel der liebenden Sorge Jesu Christi sind. Er gewährte ihnen Gastfreundschaft: Hospitalität.“
Auch wenn Johannes von Gott in Granada/Spanien zunächst wohl eher ein unstetes Leben führte, wurde „aus ihm ein barmherziger Samariter“. In einem Brief schreibt der Ordensgründer über seine Situation zu Hause „Mehr als einhundertzehn Leute wohnen im Haus: Amputierte, Krüppel, Aussätzige, Stumme, Irre, Gelähmte, Altersschwache, viele Kinder, ... Um Christi willen bin ich ein Gefangener. Oft drücken mich die Schulden so, dass ich nicht wage, auf die Straße zu gehen.“
Johannes von Gott sei heute ein lebendiges Ausrufezeichen, ein Anwalt der Kleinen und Schwachen, die wir heute dringender denn je bräuchten, betonte Bischof Meier: „Artikel 1 des Grundgesetzes hebt die unantastbare Würde eines jeden Menschen hervor: des Gesunden wie des Kranken, auch mit körperlich oder geistiger Behinderung.“
Mit einem Dankgebet an den Ordensgründer schloss Bischof Bertram seine Ausführungen: „Danke, heiliger Johannes von Gott, dein Leben und dein Wirken sind bis heute kostbar. Denn sie sind ‚von Gott‘.“
Am Ende des Gottesdienstes wurden drei neue Ehrenmitglieder in den Hospitalorden des hl. Johannes von Gott aufgenommen. Waldemar Kleetz, Bürgermeister a.D. von Gremsdorf, Walli Meyer, Krankenschwester in Regensburg und Barbara Stamm, Landtagspräsidentin a.D. aus Würzburg wurden für ihre enge Verbindung und tatkräftige Unterstützung mit einer Urkunde und einem Ring gedankt.