„Die Corona-Pandemie stellt viele Familien auch hierzulande vor neue Herausforderungen“, äußert sich Würzburgs Caritasdirektorin Pia Theresia Franke anlässlich des diesjährigen Internationalen Tags der Familie. Wie ein Brennglas zeige die Krise bestehende Ungerechtigkeiten, so Franke. Die Bildung bleibe eine der großen Baustellen. „Wenn beispielsweise angesichts von wochenlangem Homeschooling Kinder nicht erreicht werden, weil sich ihre Familien die notwendige digitale Technik nicht leisten können, dann sind wir weit weg von Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe.“ Immer noch entscheide die familiäre Herkunft bei vielen Kindern auch über deren Zukunft. „Die einen vererben Wohlstand, die anderen die Armut. Es ist entscheidend, neue prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse in der aktuellen Situation zu verhindern.“ Für die Kinder, gerade auch für die aufgrund von Beeinträchtigungen und drohender Behinderung benachteiligten, sei es nun wichtig, dass die Schulen und Einrichtungen schrittweise wieder öffneten. „Mit unserer Caritas-Schulen gGmbH sind wir ein großer Träger von entsprechenden Angeboten und wissen von den Eltern sowie den Lehrerinnen und Lehrern, dass eine adäquate Betreuung ohne die Förderschulen nicht gelingen kann. Trotz der verordneten Schließungen der Einrichtungen, seien es nun die Kindertageseinrichtungen oder Schulen, konnte der Kontakt von Seiten der Mitarbeiterinnen zu den Familien gehalten werden.“ Erzieherinnen und Lehrer hätten große Kreativität bewiesen, lobt Franke.
Am Internationalen Tag der Familie erinnert die Caritasdirektorin ebenso an die vielen Angebote unter dem Dach von Kirche und ihrer Caritas, um Familien zu unterstützen. Das fange bereits mit der Beratung in der Schwangerschaft an. „Wir unterhalten in ganz Unterfranken Frühförderstellen, Kindertageseinrichtungen, Dienste zur Erziehungsberatung, Familienstützpunkte, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und vermitteln Kuren und Kinderfreizeiten.“ Im großen Netzwerk der Caritas sei die Familie ein echtes Schwergewicht. „Gleichzeitig engagieren wir uns als Spitzenverband auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene, um die Rahmenbedingungen für Familien weiter zu verbessern“, sagt Franke. „Ich denke an die Themen Integration, Inklusion und Teilhabe, an die Grundsicherung für Familien und andere Entlastungs- und Unterstützungssysteme. Aktuell werde eine Karte für Familien mit mehreren Kindern diskutiert, um in Corona-Zeiten das Einkaufen mit Kind im Supermarkt zu rechtfertigen. „Aktuell stoßen Eltern bei ihren Einkäufen für ihre großen Familien zunehmend auf Ablehnung und werden einem großen Rechtfertigungsdruck ausgesetzt, da man ihnen das Hamstern von Lebensmitteln und sonstigen Waren des täglichen Bedarfs unterstellt“, kritisiert Franke. „Nicht selten verweigert das Personal den normalen Wochenendeinkauf, da manche sich nicht vorstellen können, dass es neben 3- und 4-köpfigen Familien auch Großfamilien mit mehr Kindern gibt.“
Sebastian Schoknecht