Gut, dass nun wieder Fort- und Weiterbildungen in Präsenz stattfinden könnten, waren sich am Mittwoch, 29. Juni, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtages Blended Counseling weitgehend einig. Fachleute aus Caritas und Bistum, darunter Berater und Beraterinnen der Telefonseelsorge, aus dem Sozialdienst katholsicher Frauen (SkF), der Erziehungsberatung der Caritas sowie der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) waren ins Würzburger Burkardushaus gekommen, um mehr zu erfahren über die sinnvolle Verknüpfung traditioneller und neuer Beratungsmöglichkeiten.
Einen versierten Ein- und Überblick gab Prof. Dr. Robert Lehmann von der Technischen Hochschule Nürnberg. Corona habe die Digitalisierung enorm beschleunigt, so Lehmann, und das habe auch Auswirkungen auf die Arbeit von Beraterinnen und Beratern. „Vielleicht ist die Telefonseelsorge die älteste Onlineberatung“, sagte Lehmann und verwies u. a. auf die Aspekte Ortsunabhängigkeit solcher Angebote und die gewährte Anonymität gegenüber Rat- und Hilfesuchenden. Viele Beraterinnen und Berater würden das Face-to-Face-Setting nach wie vor favorisieren, aber es brauche und gäbe inzwischen neue Möglichkeiten und Wege, Menschen hilfreich zur Seite zu stehen. „Wir müssen schauen, was die Menschen brauchen“, so Lehmann. Nicht jeder verfüge beispielsweise über die technische Ausstattung für einen Videochat. Blended Counceling sei auch nicht Aufgabe einzelner Mitarbeiter, sondern des ganzen Teams einer Beratungsstelle.
Zahlen, Fakten und Hintergründe zu den Angeboten der Onlineberatung im Bistum Würzburg lieferte Referent Kilian Bundschuh. Welche Erfahrungen die Schwangerschaftsberatung des SkF bereits seit vielen Jahren mit der Onlineberatung gesammelt hat und wie das aktuell und konkret auch mit Blended Counseling umgesetzt werde, stellte SkF-Beraterin Susanne Resch in einem Kurzreferat dar.
Wie unterschiedlich die digitalen Möglichkeiten in den Diensten von Caritas und Kirche genutzt werden, machte der kollegiale Austausch deutlich. Wo Beratungsstellen coronabedingt nicht aufgesucht werden durften, gab es schnelle Umstiege auf Telefon-, Chat-, E-Mail- und Videoberatung. „Wir haben das notgedrungen gemacht, weil wir weiterhin für die Menschen da sein wollten“, ließ eine erfahrene Beraterin wissen. Die fachlichen Grundlagen und Konzepte digitaler Beratung habe das Team sich nach und nach erarbeiten müssen. „Wir bleiben dran am Thema.“
Der Nachmittag bot in Workshops eine Vertiefung zentraler Einzelthemen. Wo liegen die Stolpersteine auf dem Weg zur Einbindung digitaler Medien ins Beratungsgeschehen? Welche Erfordernisse sind aus Sicht der Klientinnen und Klienten zu berücksichtigen? Was brauchen Beraterinnen und Berater. Workshops übernahmen neben Prof. Lehmann auch Referentin Sabrina Göpfert von der Caritas sowie Thomas Peters von der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt.
„Eine sehr gelungene Veranstaltung“, hieß es in der Abschlussrunde. „Wir sollten uns öfter einmal fach- und bereichsübergreifend treffen“, war mehrfach zu hören. Michael Biermeier, Referent der Caritas für Bildung und Veranstaltungen, der durch den Fachtag führte, dankte Prof. Dr. Robert Lehmann für seine fachlich ansprechenden Ausführungen sowie den Leiterinnen und Leitern der nachmittäglichen Workshops für ihr Engagement. Dank gelte zudem Prof. Dr. Ulrich Gartzke von der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt für seine Teilnahme und die Unterstützung im Vorfeld. „Nicht zuletzt darf ich meinen Kollegen Kilian Bundschuh nicht vergessen, der die Idee zu diesem wichtigen Fachtag hatte und maßgeblich an dessen Konzeption beteiligt war“, so Biermeier.
„Ich bin mir sicher, dass wir uns zu diesem oder einem ähnlichen Thema bald wiedersehen werden“, meinte Biermeier zum Abschied. Schließlich sei die Digitalisierung eines der ganz großen Themen.
Sebastian Schoknecht