Als starkes Zeichen des Interesses am Dienst der Kirche und ihrer Caritas wertete Domkapitular Clemens Bieber die große Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der ersten virtuellen Personalversammlung des Würzburger Diözesan-Caritasverbandes. „Hier zeigt die Digitalisierung ihre Vorteile, denn auch die Leute, die in den fernerliegenden Einrichtungen – etwa am Simonshof oder im Kinderdorf St. Anton in der Rhön – ihren Dienst erbringen, konnten sich problemlos zuschalten.“
Schwerpunkt der virtuellen Zusammenkunft war erneut das Thema Finanzen. Dabei wurden zwei Aspekte deutlich: Der Caritasverband für die Diözese Würzburg will auch weiterhin als Spitzenverband in guter Qualität seine Aufgaben für die vielen Dienste und Einrichtungen im Bistum Würzburg wahrnehmen und muss gleichzeitig erhebliche finanzielle Mittel einsparen, um handlungsfähig zu bleiben. Als Spitzenverband betreibt der DiCV nur wenige Einrichtungen, mit denen zusätzlich finanzielle Ressourcen erwirtschaftet werden können. Dennoch bietet er eine Fülle von Unterstützungen und Entlastungen für die vielen Dienste und Einrichtungen im gesamten Bereich der Diözese und sichert durch seine Fachberatung sowie den Bereich der Bildung die Qualität.
Die Gesellschaft verändern
Bevor die umfangreiche Tagesordnung abgearbeitet und Fragen aus dem Kreis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Vorstand und Leitungskonferenz beantwortet wurden, stimmte Bieber mit einem geistlichen Impuls ein (s. Download). Bieber verweis auf die historische Bedeutung des 3. März und die gesellschaftlich prägende Rolle der frühen Christinnen und Christen, die sich nicht dem antiken Zeitgeist angepasst hätten. Gerade in der Rolle der Minderheit oder gar unter Verfolgung, seien die Christen besonders positiv wirksam gewesen für die Menschen ihrer Zeit.
Heute gelte es ebenfalls, dem allgemeinen Zeitgeist und dem Relativismus mit einer klaren Haltung zu begegnen. Bieber erinnerte in diesem Zusammenhang an das Edikt von Kaiser Konstantin, mit dem er vor genau 1700 Jahren, am 3. März 321, den Sonntag zum Ruhetag erklärte. „Ob dieses für die Gesellschaft wie für den Einzelnen wichtige Signal weiterhin Bedeutung haben wird, hängt auch davon ab, welche Bedeutung wir diesem Tag durch unseren Umgang damit geben.“ Domkapitular Bieber ermutigte in seinem geistlichen Impuls, das Leben, auch das öffentliche, aus dem Glauben heraus mitzugestalten. „Wir dürfen als Christen nicht schweigen. Bei unserem Einsatz für das Leben, für das Reich Gottes können wir vertrauen, dass es sich letztlich durchsetzen wird.“ Bieber unterstrich in diesem Zusammenhang die ablehnende Haltung der Kirche und ihrer Caritas zur Legalisierung des assistierten Suizids. Es komme aber auf die Bereitschaft des Einzelnen an, sich im Geist des christlichen Glaubens einbringen zu wollen.
„Wir haben jeden Euro im Blick“
Mit klaren Worten und konkreten Zahlen umriss Manfred Steigerwald, kommissarischer Abteilungsleiter Personal und Finanzen, die angespannte Lage des Diözesan-Caritasverbandes. „Wir haben jeden Euro im Blick“, fasste er die seit über einem Jahr andauernden Bemühungen um Einsparungen in der Geschäftsstelle zusammen. Seit 2019 wurden bereits 16 Stellen, das entspricht zwölf Vollzeitstellen, abgebaut. Dennoch klaffe eine millionenschwere Finanzlücke im Jahreshaushalt. Diese Lücke rühre insbesondere von zugesagten Zuweisungen aus Kirchensteuermitteln her, die schließlich nicht an die Caritas überwiesen wurden. „Uns fehlten damit in 2020 über zehn Millionen Euro.“ Inzwischen seien die zweckgebundenen Rücklagen abgebaut. Da der Anteil der Personalkosten bei über 80 Prozent liege und weil mit einer geringen Sachkostenquote von unter 20 Prozent gearbeitet werde, seien substanzielle Einsparungen im Wesentlichen nur über eine Personalreduzierung möglich, so der erfahrene Finanzexperte. „Niemand muss gegenwärtig um seinen Arbeitsplatz fürchten“, unterstrich Domkapitular Bieber, aber jede freiwerdende Stelle werde sehr genau und kritisch geprüft. So sei auch die Nachbesetzung der zwei vakanten Vorstandsposten auf Beschluss des Caritasrates erst einmal auf Eis gelegt worden. „Wir werden im September keine neuen Azubis ins Haus holen“, gab Steigerwald eine weitere Sparmaßnahme bekannt. Wer vom Lebensalter her dafür in Frage komme, möge prüfen, ob er nicht schon abschlagsfrei in Rente gehen könne. „Wir brauchen die Ideen der Mitarbeiter“, lud Steigerwald ein, einen eigens installierten Briefkasten für Anregungen und Verbesserungsvorschläge im Haus zu nutzen.
Neuer Abteilungsleiter
Steigerwald, seit zweieinhalb Jahren kommissarischer Abteilungsleiter, werde in absehbarer Zeit wieder zurück in den Ruhestand gehen. Domkapitular Clemens Bieber dankte dem langjährigen Geschäftsführer der Caritas-Schulen gGmbH, der sich nach Eintritt ins Rentenalter bereiterklärt habe, den Bereich Personal und Finanzen übergangsweise zu führen. „Aus den angedachten Monaten wurden mehrere Jahre“, so Bieber. Wir freuen uns, dass wir ab Juli mit Andreas König einen versierten Finanzfachmann für uns gewinnen konnten“, gab Bieber die Nachfolge in der Abteilungsleitung bekannt. König bringt umfangreiche berufliche Erfahrung insbesondere im Finanzbereich mit, sei kirchlich verwurzelt und passe hervorragend zur Caritas.
„Es gilt in den kommenden Monaten und Jahren den Dienst der Caritas auf Zukunft hin zu stabilisieren!“, brachte es Bieber auf den Punkt. Die Verhandlungen in alle Richtungen seien herausfordernd. Die Bedeutung der Caritas und ihrer Dienste für Kirche und Gesellschaft sei unbestritten. „Wir sind ein starkes Stück Kirche!“
Faire Arbeitsbedingungen
Dass es der Caritas in allen Bereichen um faire Arbeitsbedingungen gehe, erläuterte Abteilungsleiterin Sonja Schwab. Heftig seien die Vorwürfe gegen die Caritas, weil sie einem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag „Pflege“ nicht zugestimmt habe. „Wir wollen, dass Menschen auch weiterhin gut entlohnt werden für ihre Arbeit, und das wäre mit dem neuen Tarifvertrag, der zur Abstimmung stand, für die Kolleginnen und Kollegen der Caritas nicht gesichert gewesen“, so Schwab.
„Wir müssen den Menschen diese Zusammenhänge erklären“, forderte Domkapitular Bieber, denn die meisten Medien würden diese unzureichend und oftmals polemisch und damit zum Schaden für die Caritas darstellen. „Wie wichtig uns die Pflegekräfte schon lange vor der Pandemie waren, kann seit Jahrzehnten an unseren Tarifen abgelesen werden!“
Engagierte Mitarbeit
„Lassen Sie sich für die Mitarbeitervertretung gewinnen“, warb deren Vorsitzende Beate Fleischmann und kündigte reguläre Neuwahlen für den 18. Mai an. Anschließend trug Fleischmann die gesammelten Fragen aus dem Kreis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
Am Ende dankte Domkapitular Clemens Bieber für das gute Miteinander und das rege Interesse an der virtuellen Personalversammlung. „Das ist für mich ein starkes Zeichen in der Dienstgemeinschaft.“
Sebastian Schoknecht