Es sei eine gute Tradition der Caritas, das neue Arbeitsjahr gemeinsam mit einem Gottesdienst zu beginnen, begrüßte Domkapitular Clemens Bieber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes in der Würzburger Franziskanerkirche. „Unser Dank gilt den Brüdern des Konvents für die gewährte Gastfreundschaft, denn Corona macht es nach wie vor notwendig, in größere Räume auszuweichen.“ Immerhin, so Bieber, habe man hier in der schönen Kirche zusätzlich eine Orgel. Das könne der Seminarraum im Caritashaus nicht bieten.
In seiner Ansprache erinnerte der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes an die großen gesellschaftlichen Herausforderungen. „Wir schauen mit Sorge auf die vielen Konflikte, Kriege und Bürgerkriege dieser Welt. Wir sehen den Klimawandel und die bestehende Coronawelle. Und wir erkennen die Auswirkungen des demografischen Wandels in unserem Land.“ Der Arbeits- und Fachkräftemangel, insbesondere im sozialen Bereich, werde sich weiter verschärfen. „Wir sind auch deshalb auf gelingende Migration angewiesen.“ Gleichzeitig nehme die religiöse und kulturelle Vielfalt zu. „Das zurückliegende Weihnachtsfest war vermutlich das letzte mit einer christlichen Mehrheit in unserem Land.“
Mit Sorge sehe er den Wandel im Familien- und Menschenbild, so Bieber. „Was bedeuten uns noch Kinder? Sind sie Ausdruck der Liebe zwischen Mann und Frau oder doch Produkt technischer Machbarkeit?“ Zugleich sei das menschliche Leben bedroht, wenn Schwangerschaftsabbrüche als medizinische Heilbehandlung und der assistierte Suizid zum Normalfall würden. „Anfang und Ende menschlichen Lebens liegen immer mehr in unserer Hand.“
Weihnachtliche Menschen
„Als Christen kommen wir von Weinachten her. Darin liegt viel Tröstliches. Wir werden auch weiterhin unsere Stimme erheben“, so Bieber, „auch wenn es dann nur eine unter vielen sein wird.“ Er glaube an die Sprache sozialen Engagements. „Wir wollen trösten, heilen, ermutigen. Wir wollen die Welt ein kleines Stück besser machen. Wir wollen den Glauben in der Tat bezeugen, um zu überzeugen.“
Oftmals, so Bieber, stünde sich die Kirche gegenwärtig selbst im Wege. „Die Kirche ist zu sehr mit sich, ihren Strukturen und Posten befasst und muss leider viel Energie in die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen investieren.“
Die Frohe Botschaft bezeugen
„Die Caritas gibt Zeugnis für die Lebensbotschaft Gottes. Und schließlich sind wir alle aufgefordert, Zeugnis für die Frohe Botschaft zu geben“, ermutigte Domkapitular Bieber. Paulus könne Vorbild sein, wenn es darum gehe, auch gegen den Strom zu schwimmen. Damit erinnerte Bieber an das Auftreten des Völkerapostels auf dem Markplatz in Athen (Apg 17,15-34). „Wir wollen die Dinge nicht einfach laufenlassen, sondern dieses Jahr aktiv gestalten“, beendete Bieber seine Rede.
Die Anwesenden bekamen, überreicht durch die Abteilungsleitungen, einen Ideensammler geschenkt, weil gute Ideen immer gefragt seien, meinte der Vorsitzende des Caritasverbandes.
Bieber dankte allen, die sich durch Lesungen, Impulse, Orgelspiel und Vorbereitung eigebracht haben.
Christus segne dieses Haus
Im Anschluss an den Gottesdienst besuchten die Abteilungsleitungen alle Büros der Geschäftsstelle und brachten dort den Segen 20*C+M+B+22 an: „Christus segne dieses Haus“.
Sebastian Schoknecht