Im Alter von 92 Jahren verstarb am 18.11. Prälat Karl Rost. Er war von Oktober 1987 bis September 2002 Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg und hat die Ausrichtung der Verbandes nach innen und außen maßgeblich geprägt. „Karl Rost verstand sich weniger als Macher oder gar Manager, sondern vielmehr als der erste Caritas-Pfarrer für die Diözese“, so beschreibt ihn Domkapitular Clemens Bieber, seit 2010 Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes.. Es sei ihm stets ein Anliegen gewesen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren. „Er wollte nach innen, aber auch in das weite Caritas-Netz der Diözese hineinwirken und es inspirieren“, so Bieber. Prälat Rost selbst schrieb im Blick zurück auf die Zeit seines Wirkens im Diözesanverband: „Caritas ist eine Gottesgabe, die erbeten werden muss, um sie an die Menschen weiterreichen zu können.“ Rost baute die subsidiären Strukturen der Caritas kontinuierlich aus und zeichnete verantwortlich für die Errichtung zahlreicher GmbHs, um die Arbeit der Caritas effizienter zu machen. „Caritas muss bei den Menschen ankommen, sonst bleibt sie eine leere Hülle“, schrieb Rost.
Bischof Paul-Werner Scheele ernannte Karl Rost Im Oktober 1987 zum Leiter der Hauptabteilung „Soziale und caritative Dienste“ im Bischöflichen Ordinariat. Gleichzeitig wurde Rost Domkapitular sowie Erster Vorsitzender des Caritasverbands für die Diözese Würzburg. Der Wechsel auf diese Stelle sei ihm nicht leichtgefallen, gab Rost im Gespräch zu. Seine Erfahrungen als langjähriger Pfarrer und das gute Miteinander der Verantwortlichen im Caritasverband hätten ihn jedoch getragen, schrieb er zum Abschied 2002. Sechs neue Altenheime wurden in der Amtszeit von Domkapitular Karl Rost errichtet (St. Martin in Hofheim, St. Franziskus in Großostheim, St. Hedwig in Veitshöchheim, der BurkardusWohnpark in Bad Kissingen, das Marienstift in Schweinfurt, St. Vinzenz auf dem Simonshof). Zahlreiche der 514 Kindertagesstätten konnten zwischen 1987 und 2002 saniert werden. Sozialstationen und Beratungsdienste wurden weiterentwickelt. In diese Zeit fallen auch die Gründung der Caritas-Einrichtungen gGmbH, der Caritas-Schulen gGmbH und der ökumenischen Christophorus gGmbH für niederschwellige soziale Dienste in der Stadt Würzburg. Der Grundsatz der Subsidiarität, das heißt der Übernahme von Verantwortung dort, wo die Arbeit für die Menschen erbracht wird, und bedarfsgerechter Unterstützung durch übergeordnete Strukturen, wurde 1995/96 durch Neufassung aller Satzungen der Caritasvereine umgesetzt und gefestigt. Zudem vertrat Rost die unterfränkische Caritas auf Landes- und Bundesebene und gegenüber dem Bezirk Unterfranken und anderen Institutionen. Die Caritas habe sich, so konstatierte Rost, einen sehr guten Ruf erarbeitet, weil sie als zuverlässiger Partner gelte. Darum müsse es ihr auch in Zukunft gehen.
Im Ruhestand engagierte sich Rost weiterhin und war bis 2014 ehrenamtlicher Vorsitzender des Marienvereins Würzburg, der die Maria-Stern-Schule und den Marienkindergarten trägt sowie das Marienheim unterhält, in dem die CEG ihren Dienst für betagte Menschen anbietet. 2008 wurde zur finanziellen Unterstützung dieser sozialen Einrichtungen die Marienstiftung ins Leben gerufen. Rost war zudem bis 2010 Seelsorger in der Würzburger Theresienklinik und übernahm eine Fülle weiterer Aufgaben im Bistum Würzburg und seiner neuen Heimatgemeinde Kist. Seit seiner Emeritierung im Herbst 2002 lebte der ehemalige Domkapitular im alten Pfarrhaus in Kist.
Für sein langjähriges Engagement erhielt Prälat Karl Rast zahlreiche Ehrungen: Im September 2002 den Brotteller des Deutschen Caritasverbandes, Im Dezember 2003 den Ehrenring der Stadt Marktheidenfeld, im Juni 2004 das Bundesverdienstkreuz am Bande und im November 2011 die Bayerische Staatsmedaille für soziale Dienste. Im Oktober 2014 verlieh ihm die Stadt Würzburg die Auszeichnung „Tanzender Schäfer“ für seine Verdienste um den Marienverein.
Karl Rost wurde am 2. September 1929 in Würzburg geboren. Nach der Bombardierung zog die Familie im Sommer 1945 nach Miltenberg. Rost, der nach eigenem Bekunden ein Faible für Mathematik, Physik und Chemie hatte, begann 1948 das Jurastudium an der Maximilians-Universität Würzburg, wechselte jedoch nach einem Semester in die Theologie und das Priesterseminar. Es sei sein verehrter Religionslehrer gewesen, der ihn im Abschlussjahr gefragt habe, ob er nicht Priester werden wolle, berichtete Rost in einem Zeitungsinterview 2019. Damit habe er erst einmal nichts anfangen können, so Rost. Rückblickend auf sein Leben sei es die richtige Entscheidung gewesen, sich den Menschen als Priester voll zuwenden zu können.
Karl Rost empfing am 18. Juli 1953 in der Neumünsterkirche die Priesterweihe durch Bischof Julius Döpfner. Anschließend war er Kaplan in Gerolzhofen, Untererthal, Schondra und Pfarrweisach, bevor er 1956 als Kuratus nach Ruppertshütten kam. Seine erste Pfarrstelle trat Rost 1962 in Wonfurt und Steinsfeld an. 1973 wurde er Pfarrer von Marktheidenfeld und wirkte hier für 14 Jahre als Seelsorger. „Pfarrer Rost“, wie ihn die Marktheidenfelder bis heute nennen, habe sich für die Menschen und das Bauen eingesetzt, ist unterschiedlichen Quellen zu entnehmen. In seine Amtszeit fiel u. a. die Gründung der Sozialstation St. Elisabeth und die Wiederbelebung des katholischen Frauenkreises. Es sei ihm, sagte Rost in einem Interview, immer ein Anliegen gewesen, die Caritas in den Pfarreien neu zu beleben und zu verankern.
Domkapitular Clemens Bieber hat die derzeitigen wie auch die früheren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas zu einem Gebetsgedenken für Dienstag, 22.11., um 11.00 Uhr ins Caritashaus eingeladen. „Gott möge Karl Rost seinen unermüdlichen Einsatz vergelten und ihm die Fülle des Lebens schenken“, so schrieb Domkapitular Clemens Bieber in seiner Information an das ganze Caritasnetzwerk in der Diözese Würzburg über das Sterben seines Vorvorgängers.
Sebastian Schoknecht