Wo einst die Augustiner Gemüse, Obst und Kräuter hegten und pflegten, um sich selbst und die Zöglinge ihrer Bildungseinrichtungen verköstigen zu können, steht seit gut einem Jahr das neue Berufsbildungszentrum (BBZ) Münnerstadt. Bezogen im November 2020 wurde das städtebaulich interessante und zugleich architektonisch imposante Schulhaus am Standort Altstadtweg am Freitag, 15. Oktober offiziell eingeweiht.
Auf fruchtbarem Boden
„Wir stehen hier auf fruchtbarem und traditionsreichem Boden“, sagte Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes und erinnerte in seinem Grußwort neben dem Gemüsegarten auch an den Bildungsauftrag der Kirche. Zusammen mit Rudolf Hoffmann, Geschäftsführer der Caritas-Schulen gGmbH, die in gemeinsamer Verantwortung mit dem Landkreis Bad Kissingen die Trägerschaft bestreitet, dankte er allen Beteiligten für den gelungenen Neubau und die lobenswerte Kooperation im Sinne der jungen Menschen, „die hier nicht nur kognitives Wissen, sondern echte Herzenzbildung erfahren.“ Hoffmann rief die Genese der Entscheidung und des Baus in Erinnerung und versicherte den Schülerinnen und Schülern, dass sie in Berufen ausgebildet würden, „die gegenwärtig und zukünftig gesucht und gebraucht werden wie nie zuvor.“
„Auch das ist Kirche“, meinte Würzburgs Weihbischof Ulrich Boom, der mit dem evangelischen Pfarrer Martin Hild die Segnung der neuen Räume vornahm. „Nirgendwo sonst erreichen wir so viele Menschen wie in den Schulen“, zeigte sich der Bischof zuversichtlich. Dabei gehe es nicht um Vereinnahmung, sondern um Begleitung, um Angebote, damit Leben wirklich gelingen könne. Mit seinem spontanen Plädoyer für einen konfessionsübergreifenden gemeinsamen christlichen Religionsunterricht erntete Boom anhaltenden Applaus.
Etwas für die Heimat tun
Die förderliche Rolle von Kirche und Caritas in der Region unterstrich ebenso der Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner und fügte hinzu: „Dies ist ein wichtiger Tag für unsere Heimat. Wir stärken den Schulstandort Münnerstadt.“ Bürgermeister Michael Kastl schloss sich diesem Gedanken an. Die neue Schule sei ein Zeichen für eine gute Zukunft. Die Stadt werde auch weiterhin einiges tun, um den Standort noch attraktiver zu machen. Kastl sicherte einen neuen Fußweg in die Altstadt zu.
Lob, Dank und Anerkennung
Worte der Anerkennung und des Dankes richteten zuvor Landrat Thomas Bold, Staatsministerin Dorothee Bär und Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar an die in der großen Aula versammelte Festgemeinde. Bold zeigte sich zuversichtlich, dass sich die gemeinsame Investition von 30 Mio. Euro auszahlen werde. Die Sanierung am alten Standort wäre kostspieliger ausgefallen. „Ein Dank geht auch an den Kreistag für die klare Entscheidung zugunsten des Neubaus.“ „Hier werden jungen Menschen in gesellschaftlich wichtigen Feldern ausgebildet“, meinte Dorothee Bär und verglich das moderne und transparente Konzept mit dem Berliner Reichstag. Dittmar würdigte den „guten Geist von Münnerstadt“, den sie selbst in den Jahren ihrer Ausbildung 1979 – 1982 erfahren durfte.
Ein guter Ort zum Lernen und Lehren
Schulleiter Georg Gißler hatte am Morgen zum Festakt unter Coronabedingungen im neuen Schulhaus begrüßt. Der Einladung waren zahlreiche Ehrengäste, Lehrkräfte und nicht zuletzt Schülerinnen und Schüler des BBZ gefolgt. An Gißlers Seite standen eine Vertreterin und ein Vertreter der SMV, der Schülermitverantwortung. Im Dreiklang lobten sie das gelungene Schulhaus, das eigentlich fünf Schulhäuser miteinander vereine. Es sei modern, hell, digital und zudem umweltfreundlich und nachhaltig. „Hier macht es Freude, zu lernen.“ Bei einem Rundgang mit dem Architekten Prof. Gunther Benkert konnten sich die interessierten Gäste selbst ein Bild machen. „Wir haben uns in der Farbgebung bewusst zurückgehalten“, so Benkert, denn es seien die Menschen, die Farbe ins Haus brächten. Das Gebäude ist gekennzeichnet durch große Beton- und Glasflächen, in denen sich viel Technik verberge. „Für den Sommer gibt es eine ausgeklügelte Verschattung, um das Haus vor Hitze zu schützen; im Winter sorgt eine moderne Hackschnitzelheizung für wohlige Wärme.“ Klassenzimmer ließen sich bedarfsgerecht erweitern und seien akustisch gedämpft, hob der Architekt hervor. Auch an Rückzugsmöglichkeiten, einen Meditationsraum und eine schöne Außengestaltung sei gedacht worden. Benkert dankte allen, die bei Planungen und Ausführungen sehr gut zusammengearbeitet hätten. „Hier wurde hohe Qualität abgeliefert.“
Sechs Schulen unter einem Dach
Musikalisch gerahmt wurde der Tag durch Musiklehrerinnen des BBZ und einen kleinen Chor der Fachakademie für Sozialpädagogik. Für das leibliche Wohl sorgten Schülerinnen der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung. Neben den genannten Einrichtungen beherbergt der Neubau die Berufsfachschule für Kinderpflege, die Fachschule für Heilerziehungspflege, die Berufsfachschule für Pflege/Altenpflege sowie die Berufsfachschule für Sozialpflege.
„Ich bin beeindruckt“, war in vielen Gesprächen immer wieder zu hören. Auch die Lehrkräfte aller Schulen, die sich ein großes Lehrerzimmer teilen, lobten das Haus und die gute Atmosphäre. „Hier geht es trotz der Dimensionen sehr familiär zu.“ Das BBZ Münnerstadt bietet auf 6.900 Quadratmetern Fläche bei voller Auslastung Platz für 800 Schülerinnen und Schüler und beschäftigt mehr als 70 Lehrkräfte.
Sebastian Schoknecht
Hier finden Sie einen virtuellen Rundgang durch das neue Schulgebäude